Die Landschaftsplaner Lenné und Pückler schufen ihre Werke für ein kleines, erlesenes Publikum.
Ihre Parks sind noch erhalten, sie brauchen viel Pflege, was zwangsläufig Einschränkungen bei der Nutzung bringt:
Wer in Pücklers Park bei Dessau auch nur auf den Wegen radelt, bekommt schon Ärger. Und selbst zu jüngst verflossenen Zeiten,
da die öffentlichen Kassen noch halbwegs voll waren, achtete man bei der Anlage von Parks noch nicht so sehr aufs Geld, Hauptsache,
das Ergebnis war repräsentabel. Pflanzen, die nicht unbedingt an den Standort gewöhnt sind sowie Flächen, die mit teuren
Materialien verkleidet sind, finden sich häufig. Aber muß man nun, bei absolut leerer Landeskasse, auf Neuanlagen völlig verzichten?
Nicht unbedingt. Das will der Berliner Bezirk Marzahn mit seinen zehn Hektar großen Park Ahrensfelder Berg beweisen. Das
Landschaftsplaner-Büro Hennemann ist hier mit 15 Millionen Mark ausgekommen, was fast halb so teuer ist wie bisher üblich.
Schließlich floß ein Teil dieses Geldes sogar in die Entsiegelung größerer Flächen.
Gestern erklärte der Marzahner Umweltstadtrat Wilfried Nünthel die Arbeiten für so gut wie beendet. Ein Volkspark
soll es sein, und hinter dieser Philosophie stecken viele Überlegungen, viele Angebote für die Nutzer mit wenig Mitteln herzustellen
und zu erhalten. Spontanvegetation, allzuoft als "Unkraut" denunziert, bildet auch schöne Wiesen. Sie kommen selbst bei großer
Hitze mit wesentlich weniger Bewässerung aus als Zierrasen, sie brauchen nur einmal im Jahr gemäht zu werden. Baumarten, die in der
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Umgebung wachsen, sind an den Standort angepaßt, sie brauchen wenig Pflege. Und statt granitener und marmorner Verkleidungen findet
man hier nur einfache Bänke und hölzerne Spielgeräte, statt aufwendigen Pflasters sind hier die Wege aus verdichtetem Sand - einmal Walzen pro Jahr reicht.
Und die Furcht vor Vandalismus und Schmierereien? Sie ist schon wegen des verwendeten Materials geringer. Außerdem
zerstören die Leute nur das, womit sie unzufrieden sind, weil sie sich nicht ausleben können, sagt die Potsdamer Leiterin Antje Solmsdorf.
Sie ist wegen der Vorarbeiten zur Bundesgartenschau in Potsdam sehr daran interessiert, was in Potsdam geschieht. Fehler bei der Planung
machen sich später, wenn ihr Amt für das Gelände zuständig ist, teuer bemerkbar.
Freilich liegt der jetzt eröffnete Marzahner Park nicht isoliert an der Hochhauslandschaft. Er ist Teil eines über zehn
Kilometer langen Grünzugs, der entlang der Wuhle fast von Köpenick hinaus ins nördliche Berliner Umland reicht. Und dies ist
ein Pfund, mit dem der Bezirk wuchern muß, hat er doch immer noch Defizite bei der Naherholung.
Wer sich genauer mit den Fortschritten und Planungen im Wuhletal vertraut machen will, dem sei die Broschüre "Marzahner
Impression" empfohlen. Sie wurde fachlich unterstützt etwa vom Naturschutzbund Deutschland, vom Kultur- und vom Grünflächenamt
Marzahn sowie vom dortigen Heimatmuseum. Sie kostet 3 DM und kann unter der Rufnummer 93 09 348 bestellt werden.
Gideon Heimann
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